Martin Mühlegg

Von Martin Mühlegg
Dialog mit Klebeband und Nagellack
„Verlängerung“ von Lisa Enderli und Carlos Matter bei der IG Halle in Rapperswil

In den vergangenen zehn Jahren haben sich Lisa Enderli und Carlos Matter regelmässig zum gemeinsamen Arbeiten getroffen. Was ursprünglich als interne Angelegenheit gedacht war, geht nun in die „Verlängerung“: Gemeinsame Werke der beiden sind im November und Dezember bei der IG Halle in Rapperswil
zu sehen.

Mischtechnik: Für kaum ein Werk trifft diese Bezeichnung besser zu als für die gemeinsamen Arbeiten von Lisa Enderli und Carlos Matter. Auf diesen Bildern mischen sich nämlich nicht nur die verschiedensten Materialien (Enderli und Matter arbeiten mit Bleistiften, Filzstiften, Klebeband, Kreide, Nagellack und vielem mehr), sondern auch die Stile, Temperamente und Techniken zweier Künstler und Menschen verschiedenen Geschlechts.

Annäherung im definierten Rahmen
Letzterer Umstand kam dem fruchtbaren gemeinsamen Arbeiten speziell zu gute. Entgegen des vom Sport und somit von der Männerwelt geprägten Begriffs „Verlängerung“ wird beim Betrachten der Bilder klar, dass die beiden sich gegenseitig nichts beweisen müssen. Schliesslich sind Mann und Frau im Grunde keine Rivalen, sondern kompatible, sich ergänzende Wesen. Der Weg – also das gemeinsame Arbeiten – war das Ziel dieses Projekts.
An Kartonschachteln, deren einzelne Flächen getrennt bearbeitet wurden, begann vor rund zehn Jahren die von Respekt und Reibung geprägte künstlerische und menschliche Annäherung. In der Folge trafen sich die beiden immer wieder zur gemeinsamen Arbeit. Seit 1994 arbeiten sie regelmässig auf dem gleichen „Spielfeld“. Dieses misst 33 auf 48 Zentimeter, ist fein umrahmt und wird an italienischen Schulen verwendet.

Gestalterischer Dialog
Enderli und Matter bearbeiten dieses dicke Papier abwechselnd, meist in zwei „Gängen“. Als Ausdrucksmittel dieses gestalterischen Dialogs dient alles, was am Ort vorgefunden wird. Da beginnt zum Beispiel Enderli mit braunen Klebebandknäueln, und Matter antwortet mit hellgrünen Filzstiftstrichen. Oder Enderli stellt einen mit Bleistift gezeichneten Raster Matters mit Punkten aus Nagellack oder einem aufgewühlten Meer aus Deckfarbe in Frage.
Was die beiden aus Neugier und dem Wunsch nach Horizonterweiterung begannen, hat sich in einem umfassenden Werk nieder geschlagen. Entgegen des ursprünglichen Planes beschlossen sie, die gemeinsamen Arbeiten öffentlich zu machen. Sie gingen in die „Verlängerung“ und intensivierten ihre Zusammenarbeit für die Ausstellung in der Alten Fabrik. Dort sind nun ab dem 9. November (Vernissage 19 Uhr mit einer Einführung von Bettina Köhler) erstmals die gemeinsamen Arbeiten zu sehen.

Ein Thema für die Schule
Zur Ausstellung von Lisa Enderli und Carlos Matter hat die IG Halle (artefix – Kultur und Schule) einen pädagogischen Leitfaden für Kindergarten, Primarschule, Oberstufe und Gewerbeschule erarbeitet. Er enthält praktische Anleitungen zum gemeinsamen gestalterischen Arbeiten und thematisiert künstlerische Zusammenarbeit. Am 13. November (17.00 und 18.30 Uhr) empfangen Lisa Enderli, Carlos Matter und Mitglieder der Gruppe artefix interessierte Lehrkräfte zu einer Einführung in die Ausstellung „Verlängerung“. Weitere Auskünfte erteilt das Sekretariat der IG Halle (Tel 055 210 51 54, E-Mail office@ighalle.ch).

„Verlängerung“ von Lisa Enderli & Carlos Matter: 9. November bis 23. Dezember; Vernissage am Freitag, 9. November, 19 Uhr mit einer Einführung von Bettina Köhler; Apéro mit Lisa Enderli und Carlos Matter am Sonntag, 9. Dezember, 11 Uhr; Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag 17 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr.
IG Halle, Alte Fabrik, Falkenstrasse 5, Postfach, 8640 Rapperswil, Tel 055 210 51 54, Fax 055 210 51 56, E-Mail office@ighalle.ch, Web www.ighalle.ch.